ISOLATION BERLIN
In der bisherigen Berichterstattung über Isolation Berlin wurde in einhellig begeistertem Ton geschrieben – völlig zurecht, weil man kein Raketenwissenschaftler oder Industrie-Insider sein muss um zu ahnen, welche Wellen diese tolle Band mit ihrem tollen Album schlagen wird. Beim Versuch ihren Sound zu beschreiben, werden allerdings häufig ähnliche und naheliegende Vergleiche bemüht, die meistens zu kurz greifen und auch übersehen, welche Bandbreite die Band beherrscht. Ohne Widerspruch und ohne wie eine Pastiche cooler Pop-Styles zu wirken, gleiten sie musikalisch von 60s-Beat-Chansons (denke: die junge Francoise Hardy) über psychotischen Noiserock (denke: Sonic Youth, Jesus Lizard) zurück in fast volksliedhafte Balladen (dass das in echt sehr viel berührender kommt, als es aufgeschrieben klingt, prüfen Sie bitte anhand des Song „Herz aus Stein“). Im Text streifen sie die für Pop zwar gängigen Themen (Liebe, Exzess, Verlust, Wahn, Stadt usw), schaffen dabei aber ebenfalls spielerisch den Dreh, so aufrichtig zu sein dass sie nie ins Klischee oder Altbekannte abgleiten, und so humorvoll, dass sie nie naiv wirken.
Die Band hat „Und aus den Wolken tropft die Zeit“ selbst produziert, umso eindrucksvoller, weil es nicht nur das erste Album ist, sondern auch ein sehr überlegtes Sounddesign, das nur minimal variiert wird und von seiner Klarheit und Transparenz lebt. Es gibt keine „fetten“ Gitarren, die alles zukleistern, der Bass ist soundmäßig an John Cales 70er-Alben (z.B. Fear) geschult, so konkret und präzise sitzt er in der Mitte – nichts entspricht aktuellen Konventionen davon, wie Pop und Rock klingen und ist darin die denkbar beste Umsetzung des Programmes der Band: der Gleichzeitigkeit von Understatement und Großmäuligkeit, Ekstase und Entspanntheit, Verzweiflung und Witz, Wahn und lebensbejahenden Pop-Hits.
Kurz: Das einheitliche Gesamtbild von Isolation Berlin setzt sich zusammen aus einer Vielzahl von dezidiert uneinheitlichen Einzelbildern, angefangen beim abstrakt-expressiven Drip-Painting des Albumcover von Yannick Riemer bis zu ihren Portraits und Videos: die vier Musiker haben schöne, zarte Gesichter, wie Engel, wie der junge Marlon Brando in Motorradkluft und Mütze, mal tollen sie herum wie die Beatles im HELP!-Film, mal lösen sie sich in grau flimmernde Videokunst auf, covern mal dandyhaft PULP, mal berückend gespenstisch Joy Division, trauen sich, absolut unvorteilhaft in bad-taste-Klamotte von einem grellbunten Single-Cover herunterzugrinsen ohne um ihre Coolness zu fürchten. Wieso auch. Es wird eine Weile vergehen, bis jemand mit so einem tollen Debut um die Ecke kommt.
Björn Sonnenberg, November 2015 (gekürzt)
Isolation Berlin haben sich bereits zahlreiche Fans ins Österreich erspielt, durch den Support von Wanda auf der vergangenen Amore-Tour. Eure Chance die Band im kleineren Rahmen zu erleben!
NIEMANDSLAND
Indie-Rock trifft hier im „Niemandsland“ auf deutschsprachigen Singer-Songwriter-Pop. Manchmal roh und ungekämmt, manchmal glasklar, umspielt die Musik die Texte über Liebe, Sehnsucht und Entfremdung. Die vier Köpfe tragen unterschiedliche Einflüsse, von Post-Rock über Folk bis zu Elektronischer Musik, herbei und einen sie in ihrer Leidenschaft zum gemeinsamen Musizieren. Groß!
Einlass: 19:00
Beginn: 20:00
Preis: VVK: 12,- AK: 16,-